Eine Jahreshauptversammlung eines Boizenburger Sportvereines, an der gleich zwei Bürgermeister teilnahmen, hat es wohl noch nicht gegeben. Mit Harald Jäschke und Rico Reichelt wollten am vergangenen Sonnabend sowohl das scheidende als auch das neu gewählte Stadtoberhaupt der Mitgliederversammlung der SG Motor Boizenburg beiwohnen.

Christopher Härke, Vorstandsvorsitzender der SG, ließ es sich am Sonnabend nicht nehmen, Rico Reichelt gleich zu drei wichtigen Lebensereignissen zu gratulieren. „An dieser Stelle nochmal die besten Wünsche zur Geburt Ihres Kindes, zu Ihrer Hochzeit, aber auch besonders zur Wahl des Bürgermeisters unserer Stadt. Man könnte sagen, es läuft für Sie“, freute sich auch Härke. Die große Anzahl von Gästen aus der Kommunalpolitik seien für ihn ein deutliches Indiz, welchen Stellenwert seine SG Motor als größter Sportverein der Elbestadt genieße.

„Das Jahr 2020 war ein besonderes Jahr mit vielen Herausforderungen. Durch die Corona-Pandemie konnten viele zuvor geschmiedete Pläne nicht umgesetzt werden“, bedauert Christopher Härke in dem Wissen, dass nicht nur sein Verein von dieser Ausnahmesituation betroffen war.
Trotz der allseits präsenten Einschränkungen konnte der Verein einen geringen Zuwachs von Vereinsmitgliedern verzeichnen. Somit engagieren sich mit Stand Ende des vergangenen Jahres 537 Mitglieder bei der Sportgemeinschaft. Besonders stolz seien die Freizeitsportler über die Anschaffung eines automatisierten externen Defibrillators. Dieser wurde auf dem Gelände des Sportplatzes Grüner Weg stationiert, wodurch die Sicherheit der Sportler und Zuschauer bei einer eventuellen medizinischen Notlage erhöht werden konnte.

Derzeit belege die SG Motor den 8. Platz bei den größten Sportvereinen im Kreissportbund Ludwigslust-Parchim. „Die zahlenmäßig stärksten Gruppen stellen mit 122 Sportfreunden immer noch die Kinder in der Abteilung Turnen dar. Dicht gefolgt von unseren aktiven Fußballern sowie den Männern und Frauen des Gesundheitsportes“, so Härke in seinem Rechenschaftsbericht. Bei aller Euphorie musste der Vorstandsvorsitzende aber der Realität ins Auge blicken. Schließlich fehle es gerade an den dringend benötigten Übungsleitern und an Kapazitäten für Hallenzeiten. Daher müsse es das oberste Ziel aller Beteiligten sein, auch in Zukunft die Augen nach geeigneten ehrenamtlichen Mitarbeitern offen zu halten.

„Leider ließ auch im Jahr 2020 der Zustand des Sportplatzes am Grünen Weg sehr zu wünschen übrig. Und dies lag ganz sicher nicht an unseren Mitgliedern der Abteilung Fußball“, ist sich Christopher Härke sicher. Der Vorstand hätte diesbezüglich schon einige Gespräche mit der Stadtverwaltung geführt, in der Hoffnung, dass für die Zukunft eine für alle Parteien zufriedenstellende Regelung getroffen werde. In der SG Motor waren im vergangenen Jahr insgesamt 27 Übungsleiter mit einer Lizenz tätig. Sieben weitere befänden sich derzeit in der Ausbildung. Ohne eine Trainerlizenz engagieren sich derzeit 19 Sportfreunde für den Breitensport.
Boizenburgs scheidender Bürgermeister Harald Jäschke bedauerte die Kommunikationsprobleme zwischen der Stadt und den dort tätigen Vereinen. Das sei auch der Tatsache geschuldet, dass in der Stadt im vergangenen Jahr knapp zwei Dutzend Mitarbeiter ausgetauscht wurden. „Auf einem guten Weg sind wir auch bezüglich der Sportsituation in unserer Stadt. Ich behaupte mal, dass Boizenburg die Stadt ist, die die meisten Quadratmeter Sportplatz je Einwohner zur Verfügung stellt“, ist sich Jäschke sicher. Doch von großen Fläche könne man sich nichts kaufen, wenn die Stadt aufgrund bekannter Personalprobleme mit der Unterhaltung nicht Zug halten könne.
Das habe auch die Stadtvertretung erkannt, die am 26. August fraktionsübergreifend einen Beschluss zur Bildung einer Arbeitsgruppe Sport fällte. Ziel solle die strategische Ausrichtung der Sportanlagen Boizenburgs in der Zukunft sein.

Quelle: svz.de